Godesberger TV – HVE Herren 1
Godesberger TV – HV Erftstadt I Herren 35:35 (15:15)
Punkt gewonnen oder Punkt verloren? Diese Frage stellten sich wohl viele nach einem dramatischen Unentschieden in letzter Sekunde für die HVE-Herren in Godesberg. Mit Blick auf den zwischenzeitlich verspielten Vier-Tore-Vorsprung Mitte der zweiten Hälfte neigten viele eher zur Einschätzung, hier sei ein Punkt verloren gegangen. Andererseits konnte der HVE in der Schlussphase überhaupt erst in allerletzter Sekunde einen Zähler retten. So trat Erftstadt am vierten Spieltag zumindest nicht mit leeren Händen die Heimreise an. Doch der Reihe nach:
Am vierten Spieltag war die 1. Herrenmannschaft zu Gast bei den bislang starken Godesbergern. Die Gastgeber hatten mit 8:2 Punkten positiv überrascht und rangierten in der Spitzengruppe der Kreisoberliga. Zudem hatte der GTV in der vergangenen Saison beide Partien gegen den HVE knapp für sich entscheiden können. Die Erftstädter waren daher umso mehr motiviert, endlich einmal einen Sieg gegen Godesberg einzufahren, waren sich jedoch bewusst, dass dies aufgrund der Form des Gegners kein leichtes Unterfangen werden würde.
Godesberg erzielte den ersten Treffer und kam auch insgesamt etwas besser in die Partie. Der HVE agierte im Angriff zunächst zu statisch und entwickelte zu wenig Durchschlagskraft. Die Gastgeber spielten dagegen mit mehr Klarheit und Selbstverständnis und setzten sich nach zwölf Minuten erstmals etwas ab (7:4). Nach einer Auszeit von Coach Micha wurde das Erftstädter Spiel allerdings stabiler, vor allem das Rückzugsverhalten gegen das schnelle Umschaltspiel verbesserte sich merklich. So musste Godesberg häufiger in den Positionsangriff, wo sich die Gastgeber deutlich schwerer taten. In Kombination mit mehreren starken Torwartparaden ließ Erftstadt vor der Pause kaum noch Treffer zu und verkürzte Schritt für Schritt den Rückstand. Auch eine Unterzahlsituation brachte den HVE nicht aus dem Konzept, stattdessen agierte das Team hochkonzentriert und glich mit einem Doppelschlag in den letzten 15 Sekunden sogar noch zum Pausenstand von 15:15 aus aus.
Zur Halbzeit war also wieder alles offen. Die Erftstädter hatten sich konsequent zurückgearbeitet. Das Rezept war eindeutig: Eine stabile Defensive, die die Angriffskonzepte des Gegners unterband, sowie geduldiger, druckvoller Angriff mit klaren Abläufen statt einzelner improvisierter Aktionen.
Nach dem Seitenwechsel jedoch kam der HVE deutlich besser zurück aufs Feld und erspielte sich mit zwei schnellen Treffern die erste Führung (15:17, 33. Minute). Beide Teams fanden nun offensiv besser Lösungen, es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Erftstadt behielt aber zunächst die Oberhand, musste zwar den 20:20-Ausgleich hinnehmen, setzte sich dann jedoch erneut ab (20:22, 38. Minute). Der GTV blieb unbeeindruckt. Obwohl das Tempospiel weiterhin unterbunden wurde, zeigten die Gastgeber nun mehr Qualität im Positionsangriff. Immer wieder wurden die Außen freigespielt, die sicher verwandelten. Erftstadt fand defensiv keine Lösungen und versuchte nun vor allem im Angriff das Tempo zu erhöhen. Das gelang zunächst gut. Der HVE setzte sich auf vier Tore ab (27:31) und schien auf der Siegerstraße. Doch dann folgte ein Bruch, der das Spiel kippte.
Rückblickend muss man festhalten, dass das Erftstädter Angriffsspiel in dieser Phase zu selten auf klaren Konzepten beruhte und zu oft individuelle Lösungen gesucht wurden. Godesberg spielte hingegen weiterhin geduldig und konsequent. Während der HVE zunehmend verkrampfte, nutzten die Gastgeber die sich bietenden Räume. Acht Minuten blieb Erftstadt ohne eigenen Treffer. Godesberg kam heran, glich aus und drehte das Spiel mit einem 6:0-Lauf. Dreieinhalb Minuten vor Schluss führte der GTV plötzlich mit 33:31 und wähnte sich bereits auf der Siegerseite.
Doch der HVE gab sich nicht auf. In einer dramatischen Schlussphase gelang zunächst der erneute Ausgleich (33:33). Dann ein Gegentor, anschließend rettete Torwart Tim mit einer Glanzparade vor dem möglichen K. O. und Erftstadt glich wieder aus. Der letzte Angriff gehörte vermeintlich den Gastgebern, die sieben Sekunden vor Schluss zum 35:34 trafen. Fast keine Zeit mehr. Doch Erftstadt reagierte blitzschnell, spielte zwei schnelle Pässe und verwandelte in letzter Sekunde zum 35:35-Endstand.
Angesichts dieser Endphase kann man sicherlich von einem gewonnenen Punkt sprechen. Dennoch bleibt festzuhalten, dass der HVE zwölf Minuten vor Schluss mit vier Toren führte und diese Phase letztlich mit 4:8 aus Erftstädter Sicht verlor. In solchen Momenten muss das Spiel ruhiger, strukturierter und abgeklärter gestaltet werden, um sich am Ende beide Punkte zu sichern.