HVE Herren 1 – TSV Bonn rrh. 3 33:32 (15:17)
Herzschlagfinale gegen den Tabellenzweiten: Der HVE zeigt eine der besten Leistungen dieser Saison und erkämpft sich in letzter Sekunde einen spektakulären Sieg gegen Bonn – als erstes Team außerhalb der Top 3 der Liga. In einer Partie mit hohem Tempo schien zwischenzeitlich alles auf einen erwarteten Sieg der Gäste hinauszulaufen, doch der HVE schaffte in den letzten 20 Minuten ein beeindruckendes Comeback. Doch der Reihe nach:
Am 15. Spieltag war die Ausgangslage in der Rotbachhalle klar: Bonn spielte eine sehr souveräne Saison und lag mit nur fünf Minuspunkten auf dem zweiten Tabellenplatz, in Schlagdistanz zum Tabellenführer. Der HVE hatte in den letzten Wochen eine aufsteigende Form gezeigt, befand sich jedoch weiterhin in der unteren Tabellenhälfte und wies ein über 140 Tore schlechteres Torverhältnis aus. Im Hinspiel hatte Bonn gewonnen, doch der HVE hatte es den Bonnern in der zweiten Hälfte schwer gemacht und gut mitgehalten. Coach Micha gab vor der Partie als Ziel aus, die Bonner zu ärgern, von einem Sieg wollte er nicht sprechen.
Zu Beginn entwickelte sich ein HVE-typisches Bild auf der Anzeigetafel: Die Bonner übernahmen in den ersten Minuten die Führung, und der HVE geriet nach 12 Minuten mit drei Toren ins Hintertreffen (3:6). Anders als in vielen anderen Spielen dieser Saison war der HVE jedoch defensiv schon früh wach, es scheiterte lediglich an der Verwertung freier Würfe. Nach diesem Rückstand fand der HVE besser ins Spiel, die Wurfquote stabilisierte sich, und auch die Abwehr stand weiterhin gut. Wenige Minuten später glich der HVE aus und ging sogar in Führung (9:8 in der 17. Minute). Bonn wirkte etwas frustriert, die HVE-Abwehr machte es den Gästen schwer, im gebundenen Spiel zu klaren Chancen zu kommen. Doch auch die Bonner Defensive stand nun auch besser, beide Teams setzten verstärkt auf ein schnelles Tempospiel, bei dem sie immer wieder erfolgreich waren. Bonn konnte sich kurz vor der Halbzeit wieder etwas absetzen, indem sie im Eins-gegen-Eins ihre Stärke ausspielten. Mit dem letzten Treffer der ersten Hälfte verkürzte der HVE noch auf 15:17.
Mit dieser Leistung konnten die Gastgeber nach 30 Minuten durchaus zufrieden sein, das Ziel, Bonn zu ärgern, war bis dahin voll erfüllt. Der HVE konnte auf eine starke Abwehr, schnelles Tempospiel und eine geschlossene Teamleistung zählen. Der knappe Rückstand fühlte sich angesichts des Gezeigten fast zu wenig an, gleichzeitig war jedoch klar, dass Bonn über große Qualität verfügte und diese konsequent nutzte. Die Gäste ließen sich in den ersten 30 Minuten von Durststrecken nicht beirren und spielten ihre Stärken – den Kreis, Zweikampfstärke und das Tempospiel – geschickt aus.
Auch nach der Pause kamen die Bonner besser ins Spiel. Sie drängten darauf, das Spiel nicht mehr spannend werden zu lassen. Innerhalb von zehn Minuten legten sie einen 4:7-Lauf hin, den der HVE mit einer kuriosen Schwäche bei den 7-Metern begünstigte. Allein in diesen zehn Minuten scheiterten drei Schützen vom 7-Meter-Punkt, nachdem auch in der ersten Halbzeit bereits zweimal vom Punkt vergeben worden war. Bei 19:24 schien es, als würde die Partie ihren erwarteten Verlauf nehmen. Wer eine Spitzenmannschaft wie Bonn schlagen möchte, muss eine perfekte Leistung zeigen, und wer so viele 7-Meter vergibt, hat in der Regel keine Chance auf einen Überraschungssieg.
Doch der HVE hatte offenbar andere Pläne. Während die Mannschaft im Vorjahr noch oft mit hängenden Köpfen in schwierigen Phasen zu kämpfen hatte, zeigte der HVE jetzt das Gegenteil: Kein Anzeichen von Schwäche oder Unsicherheit, stattdessen schaltete die Mannschaft in den höchsten Gang. Ein schneller Dreierpack von Jakob brachte den HVE innerhalb von zwei Minuten wieder heran – ironischerweise begann der Lauf mit einem der wenigen verwandelten 7-Meter. Die Bonner nahmen sofort ihre Auszeit und versuchten sich neu zu sortieren, doch sie vergaben ihrerseits einen Strafwurf und zeigten Nerven. Nachdem der HVE den Anschluss hergestellt hatte, ließ sich ein Bonner Spieler nach einer Zeitstrafe noch zu einem verbalen Ausrutscher hinreißen – vier Minuten Überzahl für den HVE. Doch so leicht machte es sich der HVE nicht. In den ersten beiden Minuten der Überzahl sprang nichts heraus, stattdessen konnte Timothy einen weiteren 7-Meter der Bonner parieren. Erst nach einer Auszeit und einer weiteren Zeitstrafe gegen Bonn war es Marcel, der von außen zweimal ins Netz traf und so in der 50. Minute für die Führung sorgte.
Nun ging es in die heiße Phase. Der HVE hatte die Sensation vor Augen und war längst über jeden toten Punkt hinweg, während Bonn um jeden Preis versuchte, das Spiel zu kippen. Der HVE legte auf zwei Tore Abstand vor, doch die Bonner konterten postwendend. In einem dramatischen Finish vergab der HVE einen weiteren 7-Meter, doch Timothy rettete mit einer Glanzparade und hielt die Führung. Drei Minuten vor Schluss gingen die Bonner in offene Manndeckung. Der HVE vergab eine weitere Gelegenheit, während Timothy mit einer Parade den nächsten Bonner Ausgleichsversuch zunichte machte. Der HVE verpasse jedoch frei vor dem Tor erneut die Entscheidung und musste Bonn kurz vor Schluss mit einem Foul für einen weiteren 7-Meter-Strafwurf und eine Zeitstrafe stoppen. Bonn verwandelte diesen mit 16 Sekunden auf der Uhr sicher zum zum 32:32-Ausgleich.
Der HVE hatte nun in Unterzahl entsprechend die letzte Gelegenheit auf den Sieg. Der Pass beim Anwurf ging jedoch in der Hektik an allen Spielern vorbei, sodass der HVE mit nur noch sieben Sekunden den Anwurf ausführte. Doch die Hektik kam dem HVE zugute: Auf der rechten Seite war plötzlich nur noch ein Bonner Abwehrspieler. Zwei schnelle Pässe vom Anwurf, beim letzten griff der Bonner Abwehrspieler noch mit zwei Fingern ein, konnte jedoch nichts mehr ausrichten – der letzte Wurf des HVE, Treffer, und alle Dämme brachen. Der 1. Herren holt sich sensationell und hochdramatisch, aber auch insgesamt verdient zwei nicht eingeplante Punkte gegen starke Bonner!
Durch den 5. Saisonsieg bleibt der HVE auf dem 10. Tabellenplatz, hat sich jedoch an die Teams des unteren Mittelfeldes herangearbeitet und muss nun in der kommenden Woche unbedingt nachlegen.